Arabesque's New ESG Book Makes Company ESG Data Accessible & Comparable

Georg Kell, Chairman of the Board at Arabesque, Founding Director of the United Nations Global Compact

2,000 large global public companies with $100 trillion of assets under management are committed to meeting net-zero emissions targets agreed to at COP 26. But, a lack of corporate disclosure and ESG data consistency is limiting the amount of assets deployed to sustainable business activities, like managing climate risk for example. Arabesque, a global provider of ESG data, is leading the way in solving this dilemma. Today I’m talking with Georg Kell, Chairman of the Board at Arabesque, about their ESG Book, a new analytics platform that brings together a global alliance of stakeholders focused on shaping the future of ESG data. An exciting topic for our listeners because companies can make their ESG data more accessible, comparable, and transparent, and all of this at no cost!

"Der Klimawandel ist das größte Marktversagen"

Nachhaltiges Management statt Nachhaltigkeitsmanagement -

Fragen an den früheren UN-Manager Georg Kell

Von Prof. Dr. Rene Schmidpeter und Patrick Bungard

Erschienen im Magazin des FAZ-Institutes Verantwortung - das Magazin für Nachhaltigkeit, CSR und innovatives Wachstum

11. November 2021

Intelligence Squared Business Interview: The Dawn of Autonomous Finance, with Georg Kell and Linda Yueh

In this week's episode Georg Kell speaks to Linda Yueh about the dawn of autonomous finance and how artificial intelligence is shaping the future of investing. Georg and Linda also discuss the rise of conscious capitalism and how A.I can be a crucial component to transitioning to a green economy.

"Die Pandemie hat zum Nachdenken angeregt"

“Lifetime Achievement CSR Award”: Der frühere UN-Manager Georg Kell über den Einfluss von Covid-19 auf die Nachhaltigkeitsbewegung und modernes Responsible Leadership

Verantwortung- Das Magazin für Nachhaltigkeit, CSR und innovatives Wachstums, Ausgabe 04 2020

Die Fragen wurden von Oliver Kauer-Berk gestellt

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V Herr Kell, lassen Sie uns mit einer grundsätzlichen Frage einsteigen: Was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit aus Unternehmenssicht?

Vereinfacht gesagt, bedeutet Nachhaltigkeit aus Sicht eines Unternehmens, langfristig erfolgreich zu sein, basierend auf der Maxime, negative soziale, umweltbezogene und wirtschaftliche Auswirkungen zu minimieren und positive zu maximieren. Das mag banal klingen, aber um dies zu erreichen, muss ein Unternehmen die Fähigkeit haben, Veränderungen in den politischen, technologischen, wirtschaftlichen, umweltspezifischen sowie sozialen Rahmenbedingungen rechtzeitig zu erkennen und proaktiv Strategien zu entwickeln und auch umzusetzen. Da sich der Wandel in unserer Zeit in vielen Bereichen beschleunigt, ist das eine große Herausforderung. Beim Klimawandel bedeutet das zum Beispiel, Dekarbonisierung zu forcieren und Umwelt- und Klimapolitik zu unterstützen, anstatt sie zu blockieren. Am Beispiel Technologie und Sozialverhalten bedeutet das, Innovationsfähigkeiten zu stärken und sich sozialverträglich zu positionieren. Praktisch gesehen muss also Nachhaltigkeit in allen Entscheidungs- und Ablaufprozessen fest verankert werden.

V In einem Beitrag für das englischsprachige Wirtschaftsmagazin Forbes schrieben Sie im April 2020: „The sustainability movement will gain further relevance in the post-Covid-19 era“. Was macht Sie zuversichtlich?

Keine Frage, Covid-19 gibt der Nachhaltigkeit einen großen Schub. In der Finanzwelt beginnt man jetzt endlich, Klimarisiken und Klimawissenschaft ernst zu nehmen, selbst wenn die Preissignale diese Risiken gegenwärtig noch nicht reflektieren. Warum? Weil die Pandemie gezeigt hat, dass es eventuell eine Frage des Überlebens sein kann, dass man vorbereitet ist. Die Pandemie hat das Dilemma der „Tragödie des Zeithorizonts“ in der Finanzwelt zumindest teilweise aufgehoben. Die Perspektiven für langfristige Risiken haben sich verändert. Der Beweis ist übrigens schon da: ESG-Investitionsstrategien steigen stark an, gerade während der Pandemie. Auch bei Unternehmen hat die Pandemie als Beschleuniger für Automatisierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung gewirkt. Zum Beispiel hat die weltweit führende Initiative Science Based Targets (gibt Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen vor, Anm. d. Red.) seit Ausbruch der Pandemie den größten Zuwachs an neuen Mitgliedern in ihrer fünfjährigen Geschichte erlebt. Das ist kein Zufall. Unternehmen verstehen, wo der Zug hinfährt. Die Pandemie hat den Blick für die Zukunft und die Bereitschaft gestärkt, die gegenwärtige Krise zu nutzen, um besser für künftige Krisen gewappnet zu sein. Eine Krise bietet ja auch immer die Möglichkeit, Strukturveränderungen umzusetzen, was unter normalen Bedingungen viel schwieriger wäre. Was mich ebenfalls optimistisch stimmt: In Europa wird mit dem „Next Generation“-Aufbauplan die zentrale Bedeutung der Zusammenarbeit wiederentdeckt und Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Dekarbonisierung werden massiv vorangetrieben. Das bietet neue Möglichkeiten für Innovation und öffentlich-private Zusammenarbeit. Auch in den USA ist eine Veränderung möglich. Sollte Joe Biden die Wahl im November gewinnen und seinen Zwei-Milliarden-Dollar-Klimapakt umsetzen, dann wird dies auch weltweit einen großen Impuls für Dekarbonisierung bedeuten.

V Besteht in der Covid-19-Pandemie nicht die Gefahr einer monozentrierten Aufmerksamkeit, so dass manche Aspekte nachhaltigen Denkens vernachlässigt werden?

Diese Gefahr besteht immer bei kurzfristig denkenden Entscheidungsträgern. Das ist oft der Fall in der Politik, wenngleich weniger in Deutschland und vor allem weniger in der Wirtschaft, wo langfristiges Denken zum Glück immer noch von großer Bedeutung ist. Insgesamt hat die Pandemie Menschen zum Nachdenken angeregt. Man versteht jetzt besser, wie verletzlich wir sind und wie wichtig eine gesunde Umwelt ist. Ich hoffe auch, dass gesellschaftliche Grundwerte wieder gestärkt werden. Die Querverbindungen sind offensichtlich. Wir haben jetzt die Chance, etwas vernünftiger und zukunftsorientierter zu handeln. Mir ist natürlich bewusst, dass der Mensch sich nur ungern verändert, es sei denn, er wird dazu gezwungen, und leider ist es auch so, dass wir wenig aus der Geschichte lernen. Es gibt aber viele Anzeichen, dass die Stimme der Vernunft und langfristiges Denken durch die Pandemie gestärkt werden, was uns wiederum die Chance bietet, zu lernen. Die Frage, wie lernfähig wir sind, ist in der Tat ausschlaggebend. Diese Themen werden im Detail in dem in diesen Tagen erscheinenden Buch „Sustainable Investing – A Path to a new Horizon“ analysiert, das ich als einer der Herausgeber mitgestaltet habe.

V Welche neuen Anforderungen werden in puncto Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren auf international agierende Unternehmen zukommen?

Die politischen Rahmenbedingungen haben sich schon verändert, und wie man mit den wachsenden Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China umgeht, wird wohl ein zentrales Thema werden. Menschenrechtsfragen werden politisiert werden. Gerade für europäische Unternehmen wird das eine große Herausforderung werden. Eine Stärkung Europas als unabhängige Kraft wird hoffentlich ein Teil der Antwort sein. Klimafragen werden weiter an Gewicht gewinnen, das wissen wir mit wissenschaftlicher Sicherheit. Die Fähigkeit, Emissionen zu reduzieren, wird in Zukunft nicht nur eine Voraussetzung für die „license to operate“ sein. Sie wird auch ein Faktor der Wettbewerbsfähigkeit werden. Aber auch soziale Fragen der Digitalisierung, einschließlich der Arbeitsgestaltung und Weiterbildung, sowie gesellschaftliche Fragen, wie die Zukunft der Arbeit, werden neue Herausforderungen darstellen. Auch wird Nachhaltigkeit weiter in die Finanzanalyse integriert werden, größtenteils dank des Fortschritts der Technologie. Für Unternehmen wird es wichtig werden, eigene Daten zu erheben und mit innovativen Plattformen zu verarbeiten. Da die Finanzwelt jetzt die materielle Relevanz der Nachhaltigkeit erkennt, wird es für Unternehmen immer wichtiger werden, Daten selbst zu verwalten, anstatt dies Dritten zu überlassen.

V Was fordert ein „Responsible Leadership“ künftig von Unternehmen und Führungskräften?

Unternehmen und Führungskräfte müssen „ungeduldig“ sein. Sie müssen bereit sein, etablierte Strukturen von innen heraus zu erneuern – mit einem tiefen Verständnis für die Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie einer klaren Perspektive für die Zukunft, basierend auf dem besten Verständnis für die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen. Den Wandel von innen heraus mit einem klaren Blick nach außen und nach vorne voranzutreiben, ist keine einfache Aufgabe. Das erfordert, mit völliger Hingabe als unermüdlicher Treiber zu agieren. Dr. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, und Mark Schneider, CEO von Nestlé, fallen zum Beispiel in diese Kategorie. Zwei weitere Eigenschaften sind wichtig. Erstens: Eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist, das ganze Potential der Mitarbeiter mobilisieren zu können. Dafür braucht es starke Teamfähigkeit und motivierte Mitarbeiter. Ein CEO ist ja nur der Dirigent, die Musik macht das Orchester. Um das zu erreichen, braucht es ein gutes Maß an Verständnis für menschliche Werte und die Fähigkeit, zu gemeinschaftlichem, zielorientiertem Handeln zu motivieren und zu inspirieren. Diese „moralischen“ Führungsqualitäten werden immer wichtiger für zukunftsorientierte Wertschöpfung. Zweitens: Ein CEO muss Technologietrends und deren Einfluss auf Märkte verstehen und bereit sein, die Digitalisierung als Kernthema des Wandels zu erkennen. Wir erleben im Moment eine große Transformation, weg vom Industriezeitalter und der Prämisse von „Scale und Scope“ hin zu einer automatisierten und digitalisierten Zukunft, in der Plattformdenken und datengesteuerte Wirtschaftsmodelle immer wichtiger werden.

V Sie sind auf der Responsible Leadership Conference für Ihr langjähriges Vordenken in Sachen CSR mit dem „Lifetime Achievement CSR Award“ ausgezeichnet worden. Was bedeuten Ihnen solche Würdigungen?

Ich versuche, Eitelkeit mit Bescheidenheit zu überwinden. Ich komme aus sehr bescheidenen Verhältnissen und habe in meinen Wanderjahren viel Elend auf der Welt gesehen. Ich hatte mehrere schwere Malariaerkrankungen und habe einen Bürgerkrieg erlebt sowie als Kind den Schmerz des Verlustes der Eltern. Zu Hause in New York habe ich eine ganze Rumpelkammer voll mit internationalen Auszeichnungen. Da schaue ich nie rein und habe mir auch fest vorgenommen, das nie zu tun, solange ich lebe – das ist alles Schall und Rauch. Die nun von der F.A.Z. zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin verliehene Auszeichnung bedeutet mir jedoch viel. Da ich seit 1982 im Ausland lebe, symbolisiert sie eine Art von Heimkehr.



A Conversation on the Challenges of Growing ESG Investing Worldwide, part 2 of 2 articles

Triple Pundit, Words by Amy Brown

Image credit: Bryan G/Unsplash

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Yesterday, we started a conversation with Georg Kell, considered one of the fathers of environmental, social and governance (ESG) investing. His new book, Sustainable Investing: A Path to a New Horizontakes a close look at the historic convergence between corporate sustainability and ESG-lens investing as a force for good that, together,  help drive systemic market changes.

Since his retirement from the United Nations, Kell has been advising executives from diverse industries on questions of business transformation and sustainability. And for four years, he has been chairing the Volkswagen Sustainability Council and working to lead the company out of its crisis following the "dieselgate” scandal in 2015.

TriplePundit: What are the main challenges in building a more sustainable financial system and to bring climate risk and resilience into ESG-lens investing and, really, the heart of financial decision making? You note in your book that we’re talking about a massive reallocation of capital, creating unprecedented risks and opportunities, in what you describe as a VUCA (increasingly volatile, uncertain, complex and ambiguous business context). Can you expand on that? 

Georg Kell: There are short-term challenges for investors and sustainable investing at large. It's still difficult to get the right tool off the shelf at the right moment. The data world is still not up to speed. There's a lot of inconsistency and incoherence. However, at the same time, there is a lot of innovation happening and I'm quite confident that much better data analytics and capabilities are being brought to the marketplace. This will enable financial institutions to embrace this agenda much faster.

Another challenge is that there's still uncertainty about the bigger framework conditions on the regulatory side.  The new taxonomy being released in Europe, however, will be a major regulatory push for this movement, which the market is watching closely.

Another problem is: How do you change financial institutions from within when the leadership is reluctant to embrace change or give up established practices? Again, COVID-19, I am convinced, will accelerate that change at the institutional level.

I also think business education needs an overhaul. Business students today are still looking at finance as a black box isolated by and large from societal changes. There's a major transformation happening in societies where ESG issues are gaining relevance, and it affects all industry sectors. Getting a handle on that will be increasingly necessary to be successful in the field of business.

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3p: What are the main drivers that will determine if we can rise to the challenge of sustainability? 

GK: In my mind, there are three forces, and they’re universal. They play out across all countries and regions and they're irreversible, at least in the short or medium term. The first is technology. Clearly the pace of innovations has been accelerating. Technology allows transparency. It allows measurement and quantification of externalities. We couldn’t handle that just a few years ago. What's happening right now is nothing short of a revolution, especially in the world of finance where big data, self-learning and AI are now kicking in to make sense out of ESG factors and offering much deeper insights into risks and opportunities. This is helping financial analysts who may not necessarily have the knowledge about ESG issues, but want to apply some off-the-shelf tools.

Secondly, we have the concept of the nine planetary boundaries that provide a safe operating space for humanity, as developed by climate scientist Johan Rockström, a contributor to the book. The boundaries include climate change, biodiversity loss and extinction, land-system change, freshwater use, and ocean acidification, among others. Crossing these boundaries increases the risk of generating large-scale abrupt or irreversible environmental changes. We are just now realizing that the pace of disruption to the these planetary boundaries is happening much faster than even scientists have predicted, as we see with the wildfires in California now and the ones in Australia earlier this year.

The third force, and this also makes me feel positive, is young people. I have lived in the U.S. for over 30 years, and I am delighted that young people are taking to the streets around social issues. It shows they care about their future and they want to contribute to the public good. This intergenerational change is powerful.

3p: How should company leaders demonstrate to investors that they are serious about ESG in a new financial system with climate resilience at the center? 

GK: Businesses have long understood that efficiency is important to reduce costs and reduce potential liabilities. But it is only recently that corporations have started to understand that their emissions and footprint are more than just the cost factor in the equation. Many of them did just enough to comply with regulation — a game of compliance optimization. That has changed radically because carbon and emissions are now seen as one of the central pillars for a future license to operate. It goes beyond a fundamental cost aspect into a strategic component. That is also because carbon pricing is bound to increase; negative carbon is bound to become the currency of the future. Corporate executives are starting to understand that regulators over time will be quite tough on these issues, and there's no escaping anymore that consumers and customers increasingly want to know their footprint.

And increasingly investors are aware of the risks of companies being too exposed on the emissions side and then all of a sudden falling into the trap of stranded assets or negative backlash. Investors want to hear from executives: What is your plan to reduce carbon and other emissions? How do you think you can achieve this? What kind of technologies were you betting on? How is your value chain organized and can you carry them with you? What are the bottlenecks? They want to have a compelling narrative. And of course, we want to know if companies can tell us their current footprint. Amazingly, many corporates still don't have a good accounting for their emissions. In today’s world of risk management, that is inexcusable.

Corporations have to move from compliance optimization to advocate a policy framework for carbon pricing. In other words, they need to see their role as no longer blocking climate action policies but actually supporting them, because if your new business model is to be successful, we need a change in policy frameworks. In the end, there’s just no way around committed leadership. Increasingly, disruptions are ahead of us. It’s becoming the new normal. You need to have clear understanding of the issues. And then you build your processes, your operations, and you retool them. And if you have the ambition, you design the leap for the future.

ESG Pioneer Georg Kell on the Power of a Crisis to Shake Up Markets (part 1 of 2 articles)

Words by Amy Brown for TriplePundit

Image credit: PXHere

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At a time of incredible economic upheaval and business and political uncertainty, the durability of sustainable investing has been one of the brighter lights on the horizon. More money than ever is pouring into sustainable or environmental, social and governance (ESG) investments. These have grown by a stunning 34 percent over the past two years to $30.7 trillion—a trend that seems pandemic-proof, as TriplePundit has reported

While this might seem like a relatively recent development, it’s been a long time coming. Few people know that as well as Georg Kell, considered one of the fathers of ESG investing. His new book, Sustainable Investing: A Path to a New Horizon, looks at the historic convergence between corporate sustainability and sustainable investing as a major force driving systemic market changes. As founding Executive Director of the UN Global Compact, Kell led a group of CEOs of over 50 major financial institutions in a UNGC initiative to integrate ESG into capital markets. This led to the groundbreaking UN report, “Who Cares Wins,” the springboard for the UN-supported Principles for Responsible Investment. Today Kell is Chairman of  Arabesque, an ESG Quant asset manager, which has built a tool around the core principles of the UN Global Compact to financially identify ESG issues, using artificial intelligence.

Book Cover of “Sustainable Investing”, co-edited by Georg Kell, Herman Bril and Andreas Rasche

Book Cover of “Sustainable Investing”, co-edited by Georg Kell, Herman Bril and Andreas Rasche

Kell co-authored the book with Herman Bril, Director of the UN Joint Staff Pensions Fund and Andreas Rasche, Professor of Business in Society at the Copenhagen Business School Centre for Corporate Social Responsibility. Among the heavyweight contributors are Paul Polman, former CEO of Unilever, a corporate sustainability luminary, and John Ruggie, Professor in Human Rights and International Affairs at Harvard’s Kennedy School of Government who developed the UN Guiding Principles on Business and Human Rights. The Foreword is by Mark Carney, former Governor of The Bank of England, who famously coined in 2015, the term “tragedy of the horizon” to describe the catastrophic impact of climate change. The opportunity to avoid that tragedy inspired the book’s title.

I had a chance to speak with Kell about what he sees as the remarkable trajectory of ESG, both as a compelling business case and as one of the most significant trends in investing over the past decade. In these extraordinary time for companies, investors, and markets alike, we discussed why this is an ideal moment to accelerate those market forces, kick the status quo to the curb and define a new way forward.

TriplePundit: Why did you want to write this book and how is it timely for the moment we are living in now?

Georg Kell: Finance has been lagging behind the real economy on the sustainability evolution by at least ten years. That began to change with the first meta-studies that came out in 2014, including the work that Arabesque did with Oxford University, demonstrating that sustainability practices have an overwhelmingly positive influence on investment performance. The correlation between corporate performance and sustainability was very strong and powerful Since then, we have seen the remarkable rise in ESG because the materiality notion was understood—that we're not only talking about doing the right thing and morally making the right choices, but it has real financial implications.

All of a sudden finance has started to catch up rapidly. Now some investors are out there pushing for change much faster than some corporations are capable of delivering it.  A historic new convergence between corporate sustainability and sustainable investing is becoming a major force driving systemic market changes.

And now COVID-19 has shaken up established thinking and made us aware of vulnerabilities. And at the same time, it is made it easier for executives to push for change that they wanted to do anyway. On the investor side, COVID-19 has put the spotlight on risks that are not yet part of the price signals that we know are out there and will hit us.

3p: Is the growing climate crisis a big reason for the surge in sustainable and ESG investing and do you see this movement as mainstream?

GK: The climate crisis has been in the making for years and we know that with scientific certainty. Yet many investors love to ignore it because it's a long-term and slow moving. COVID-19 is almost like a wake-up call: This is for real, we had better prepare. Now we had better do something; otherwise it could threaten our very existence. Some are hearing this wake-up call.  The evidence is there. For example, the Science Based Targets Initiative (SBTi) has seen a record flow in new participants since COVID-19. Many more companies are now aligning their decarbonization goals with the science-based targets.

The pandemic is changing risk perceptions in a fundamental way, enabling executives to drive change faster. There is no doubt that COVID-19 is acting as an accelerator for sustainability issues and in particular decarbonization. It has sharpened the awareness that the next big breakthrough in the corporate sphere is to establish firmly the business case for decarbonization. We’re on the cusp of a transition to a net zero economy that could lead to a more sustainable financial system. For that to happen, sustainable investing must go mainstream. Some people think it’s already there, but of course it needs to be accelerated even faster.

Tomorrow, we’ll continue this conversation on ESG investing as we’ll discuss the challenges of building a more sustainable financial system worldwide.

Why We Should Be Inspired - Interview with Georg Kell

The Socially Inspired Investor Podcast, Hosted by Pat O’Neill

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Episode 5 – Why We Should Be Inspired. This episode of the Socially Inspired Investor looks at Why We Should Be Inspired with guest speaker Georg Kell, Founder and former Executive Director of the United Nations Global Compact and Chairman of the Board at Arabesque Partners 

"Ich liebe Krisen"

Börsen-Zeitung, 18 September 2020, Interview by Sebastian Schmid

Sprecher des VW-Nachhaltigkeitsbeirats erwartet, dass die Probleme der Autoindustrie ihren Wandel treiben

„Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Krisen die beste Gelegenheit sind, Wandel im Unternehmen schnell voranzutreiben.“ Georg Kell

„Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Krisen die beste Gelegenheit sind, Wandel im Unternehmen schnell voranzutreiben.“ Georg Kell

Georg Kell ist gerade für zwei weitere Jahre an die Spitze des Nachhaltig- keitsbeirats von Volkswagen bestellt worden. Der Mitgründer mehrerer Nachhaltigkeitsinitiativen der Ver- einten Nationen, darunter des UN Global Compact, trifft eigentlich ger- ne Menschen. In der Coronakrise ist das natürlich seltener der Fall. Den- noch kann er der Situation durchaus etwas abgewinnen. „Ich liebe Kri- sen“, erklärt Kell. „Meine Erfahrung aus 20 Jahren Arbeit mit verschiede- nen Führungskräften hat mir gezeigt, dass Krisen die beste Gelegenheit sind, Wandel im Unternehmen schnell voranzutreiben.“ Das sei auch ein Grund gewesen, warum er sich schnell bereit erklärt habe, in den Nachhaltigkeitsbeirat bei Volkswa- gen zu gehen.

Der Anfang sei dabei nicht einfach gewesen. Der Diesel-Skandal sei damals auf seinem Höhepunkt gewe- sen. Der Nachhaltigkeitsbeirat habe sich dann zweimal im Jahr mit dem Vorstandsvorsitzenden – zunächst Matthias Müller, später dann Herbert Diess – sowie dem Vorstand zu einem intensiven Austausch getroffen. Dabei habe der Beirat von Anfang an drei klare Forderungen gestellt. Die erste sei eine Beschleunigung der Entwicklung hin zu E-Mobilität gewesen. Ein zweiter Punkt war die Forderung nach einer proaktiven Hinwendung zu Regulierungszielen statt eines Bekämpfens oder versuch- ten Umgehens von Regulierungsvor- gaben. Drittens sollte es einen Kul- turwandel im Unternehmen geben.

Mehr Tempo dank Diess

Der ehemalige CEO Müller habe zwar begonnen, die Themen anzuge- hen. Es habe damals aber auf vie- len Ebenen noch unheimlich viele Widerstände gegeben. „Dann kam Herbert Diess und damit viel frischer Wind.“ Die Elektrifizierung habe unter dem neuen Chef noch einmal deutlich Geschwindigkeit aufgenom- men. Zudem sei die Dekarbonisie- rung jetzt auch in der Führungsebene als zentrales strategisches Element verankert. Das zeige sich an zahlrei- chen Stellen – von den Lieferketten

bis zu der Umstellung der unterneh- menseigenen Kraftwerke in Wolfs- burg von Kohle- auf Gasverstro- mung.

Der Wandel von innen heraus sei immer der Schwierigste. Unterneh- men seien unter normalen Bedingun- gen kaum bereit, ihre Grundausrich- tung zu ändern. „Jede Krise ist eine wundervolle Chance, die man nicht vergeuden sollte“, ist Kell daher überzeugt. Er habe drei Grundsätze für den Umgang mit Krisen: „Schaue dir das Kernproblem genau an, auch wenn es schmerzhaft ist. Ziehe deine Lehren daraus und nutze diese, um das Unternehmen stärker zu machen.“ Ein wesentlicher Faktor sei dabei allerdings auch die Zeit. Und da habe Volkswagen am Anfang sicher einiges liegen lassen. „Das ist aber auch Teil des Lernprozesses.“

Eine der größten Herausforde- rungen für Volkswagen sei, wie ein Industriekonzern aus sich heraus den Unternehmergeist einer Softwarefir- ma entwickeln könne. Problematisch sei für deutsche Industrieunterneh- men schon allein, mit den Gehältern, die Firmen wie Apple, Google oder Microsoft zahlen, mitzuhalten. In Deutschland seien die Möglichkeiten aufgrund der Tarifverträge oft etwas begrenzter. Die Gründung der eige- nen Car.Software.Org soll da mehr Flexibilität bieten und helfen, den „Rückstand auf Tesla“ aufzuholen, der zuletzt immer wieder offenbar wurde. In den vergangenen zwölf Monaten hatten zahlreiche Soft- wareprobleme bei den beiden wichti-

„Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Krisen die beste Gelegenheit sind, Wandel im Unternehmen schnell voranzutreiben.“

Georg Kell

gen Modellen ID3 und Golf 8 den Volkswagen-Konzern zurückgewor- fen. Christian Senger, als Chef der ausgegliederten Software-Tochter nach Wolfsburg geholt, verlor seinen Posten an den ehemaligen BMW-Ma- nager Dirk Hilgenberg. Damit wächst der Einfluss der Ex-BMWler in Wolfs- burg. Auch der neue Audi-Chef Mar- kus Duesmann und Konzernchef Diess wechselten von dem Münche- ner Autobauer zu Volkswagen.

Dass die Coronavirus-Pandemie und die damit verbundene Wirt- schaftskrise dazu führen könnten, dass Nachhaltigkeitsthemen wieder an Bedeutung verlieren, glaubt Kell nicht. Er ist sogar vom Gegenteil überzeugt. „Viele Investoren verste- hen durch die Krise viel besser, dass man auch Zukunftsrisiken, die heute noch nicht voll eingepreist sind, berücksichtigen sollte.“ Wer nicht vorbereitet sei, drohe im Ernstfall unterzugehen. Das Interesse an wis- senschaftsbasierten Nachhaltigkeits- zielen habe seit Ausbruch der Pande- mie weiter zugenommen.

Bei Investoren angekommen

Das liege auch daran, dass die Investorengemeinde dem Thema deutlich mehr Aufmerksamkeit wid- me. Volkswagen habe schon Monate vor der Ausgabe des ersten Green Bond (siehe Artikel auf dieser Seite) ein Rahmenwerk für grüne Finanzie- rungen entwickelt. „Wegen Corona und Marktvolatilität hat sich der ers- te Climate Bond etwas verzögert“,

erklärt Kell. Angesichts der hoch attraktiven Konditionen, die Volks- wagen wie kurz zuvor auch Daimler erzielt hat, und des hohen Investi- tionsbedarfs in nachhaltige Techno- logie ist zu erwarten, dass in den kommenden Monaten und Jahren eine ganze Reihe grüner Finanzie- rungen für die Unternehmen der Automobilbranche anstehen. Auch Kell glaubt dies mit Blick auf VW. Noch vor wenigen Jahren wäre ein vergleichbares Produkt kaum hono- riert worden, ist er sicher. „Die Finanzwelt hat die Materialität der nichttraditionellen Faktoren erst ab ca. 2014 erkannt“, erinnert sich Kell. Das habe dazu geführt, dass das The- ma auch in den Unternehmen als strategische Führungsaufgabe ange- sehen und vollständig integriert wur- de – „im Finanzwesen, im Personal- management, im Produktdesign usw.“. Zuvor sei es über Jahre in vielen Unternehmen primär als PR- Thema betrachtet worden.

„Dank Digitalisierung und künstli- cher Intelligenz ist es immer leichter, billiger und robuster nichttraditio- nelle Faktoren in Investitionsprozes- sen und -entscheidungen mit einflie- ßen zu lassen“, erklärt Kell den Sin- neswandel auch mit den technischen Möglichkeiten. Das Erfassen zahlrei- cher ESG-Daten (Environment, Soci- al, Governance) in Echtzeit habe dies erst möglich gemacht. Mit diesen Themen befasst sich Kell, wenn er gedanklich nicht gerade bei Volkswa- gen weilt. „Etwa 50% meiner Arbeits- zeit befasse ich mich mit VW, den Rest widme ich Arabesque.“ Der deutsch-englische Vermögensver- walter, bei dem Kell Chairman ist, zählt drei Geschäftssparten, die alle- samt auf ESG-Themen abstellen. So ermittelt die Tochter Arabesque S-Ray mit Sitz in Frankfurt mit Hilfe von Big-Data-Analysen und künstli- cher Intelligenz, wie es um die Nach- haltigkeit von Unternehmen bestellt ist. Zuletzt hatten sich Helaba Digital und Allianz X an dem Start-up betei- ligt. Im Assetmanagement, das noch im Aufbau sei, wird laut Kell ein mitt- lerer dreistelliger Millionenbetrag gemanagt. Arabesque AI, der dritte Geschäftszweig, unterstützt Invest- mententscheidungen mit künstlicher Intelligenz und berücksichtigt dabei ESG-Kriterien.

Lessons from the Pandemic: Ignoring Science Carries Steep Costs

The Sustainable Finance Podcast, Episode 80: Interview with Georg Kell, April 27, 2020

Kell, who is also a regular contributor to Forbes and the founding executive director of the UN Global Compact, talks about his recent article on the four lessons we should learn from the pandemic. Our conversation focused on Lesson #2: Prevention is better than cure. Kell discusses the danger of ignoring scientific evidence on climate change as well as infectious diseases, and explains that corporate sustainability and sustainable investment affirm that values and purpose are the enduring features of resilient organizations.

Nachhaltigkeitsexperte Georg Kell: "CO2 wird die Währung der Zukunft"

boerse-online.de: Euro am Sonntag Interview

Der frühere UN-Exekutivdirektor, Georg Kell, war bei den Vereinten Nationen für die Gründung mehrerer Nachhaltigkeitsinitiativen verantwortlich und arbeitet nun für VW. Über seine Rolle beim vom Dieselskandal belasteten Autobauer. Von Julia Pfanner, €uro am Sonntag

Mehr als 25 Jahre war Georg Kell bei den Vereinten Nationen und gründete unter anderem den UN Global Compact, die weltgrößte freiwillige Initiative für nachhaltiges Unternehmertum. 2016 berief der Automobilkonzern VW einen eigenen Nachhaltigkeitsbeirat. Kell war von Anfang an dabei. Seine Zwischenbilanz über die Werteentwicklung in Wolfsburg und in anderen Großunternehmen.

€uro am Sonntag: Sie sind Sprecher des Nachhaltigkeitsbeirats von VW. Der Konzern war mit seinem Dieselskandal alles andere als ein Vorbild beim Thema Nachhaltigkeit. Hatten Sie keine Angst um Ihre Glaubwürdigkeit?
Georg Kell: Als ich die Anfrage bekam, war ich intuitiv der Meinung: Krise bedeutet Chance. In den letzten 20 Jahren habe ich viele Krisen miterlebt. Ich liebe sie inzwischen.

Wieso das? 
Wenn eine Firma gegen die Wand fährt, ist sie bereit, alles zu hinterfragen. Dann besteht die Möglichkeit der Erneuerung. Meine drei goldenen Regeln, um stärker aus einer Krise hervorzukommen: schnell handeln, das Problem am Kern angehen und die Lektionen daraus lernen. Was bedeutet es und wie kann ich es in eine organisatorische Stärke umsetzen, die mich fit für die Zukunft macht?

Haben Sie ein Beispiel?
Meine erste Erfahrung mit einer großen Krise war 2006 die Korruptionsaffäre von Siemens. Ich habe den Konzern damals als Exekutivdirektor des UN Global Compact, wo Siemens Mitglied war, ­besucht. Ich habe den neuen Vorstand, Peter Solmssen, unterstützt und eng mit dem neuen Compliance- und Antikorruptionsteam, hier besonders mit Sabine Zindera, zusammengearbeitet. Das hat sich für alle ausgezahlt. Siemens hat in der ganzen Welt Initiativen angestoßen, um die Bedingungen in der öffentlichen Auftragsvergabe zu ändern. Das war nicht immer erfolgreich, gab aber viele positive Impulse, um Unternehmensführung in der Welt zu verbessern. Und Siemens entdeckte, wie es wieder wettbewerbsfähiger wird. 

Was erwarten Sie jetzt von VW? 
Wir haben von Anfang an darauf bestanden, dass drei Dinge passieren müssen: Technologie-, Politik- und Kulturwandel. Wir haben konsequent argumentiert: Die langfristig einzig glaubwürdige Antwort auf den Diesel ist die Elektrifizierung der Mobilität. Zudem soll VW die Regulierung mitgestalten, um neue Standards und weniger CO2-Ausstoß zu unterstützen. Und die Compliance muss offener kommunizieren.

Wie zufrieden sind Sie bisher? 
Bei der Elektrifizierung ist der Beirat begeistert. VW hat schon Werke umgestellt. Für den Technologiewandel hat keine andere Firma weltweit so viele Mittel eingesetzt - 30 Milliarden Euro. Das ist gigantisch, das ist langfristiges Denken. Und ein sehr großes Wagnis, ob der Markt die neuen Produkte auch annimmt. Aber das ist auch die wichtige Lektion im Krisenmanagement: das Kernproblem angehen. Die Antwort auf die Dieselkrise ist E-Mobilität.

Und bei den anderen Forderungen? 
Auf unser Drängen wurde die Dekarbonisierung Konzernstrategie. Das wird auch nachweislich angewandt - weltführend, möchte ich behaupten. Die neuen Produkte werden CO2-neutral angeboten, das hat auch gigantische Konsequenzen für die Lieferkette. VW drängt jetzt alle Zulieferer, auf erneuerbare Energien umzusteigen. VW-Chef Herbert Diess war auch groß in der Politik unterwegs. Er ist jetzt fast befreundet mit den Grünen, weil sie die Themen mehr unterstützen. Man stelle sich den Wechsel vor. Die Unternehmenskultur ist viel offener geworden, man redet mehr nach außen. 

Wie sehen Sie Ihre Stellung bei VW?
Wir haben Topzugang zu allen, intensiven Austausch, auch sehr konträre Diskussionen, die wir sehr schätzen. Auch bei uns im Beirat. Wir sind hier sehr verschiedene Leute mit verschiedenen Fachgebieten. Unsere drei Forderungen haben wir VW auch mehrmals schriftlich unterbreitet. Ich glaube, wir haben zumindest eine Rolle dabei gespielt, das Ganze zu beschleunigen. Schon mit Matthias Müller als VW-Chef hat die Transformation begonnen, aber mit Diess haben wir noch mal einen Zacken zugelegt. Er hat verstanden, dass die Klimafrage fundamental ist, hat sie verinnerlicht, auch persönlich. Es nervt ihn etwa, dass der Rasen in Wolfsburg so giftgrün ist. Wo sind da die Bienen?

Der Wille der Konzernspitze ist da?
Ja, der ganze Vorstand wurde auch ausgewechselt, das ist Teil der Erneuerung. Das sind Leute, die die Themen verstehen, moderner denken und offen nach außen sind.

Würden Sie im Extremfall das Handtuch werfen?
Wenn wir betrogen oder nur als Aushängeschild benutzt werden, würden wir geschlossen mit öffentlichem Protest zurücktreten. Wir setzen ja auch unseren Ruf aufs Spiel. Aber wir wollen die Welt verändern, sehen Krisen als Chance. Und ich glaube und weiß aus persönlicher Erfahrung, es ist möglich, sich von innen heraus zu verändern. Würde man das nicht glauben, müsste man eigentlich die Hälfte der Welt sofort abschreiben, vielleicht sogar mehr.

Es gab Gerüchte, VW könnte beim E-Autobauer Tesla einsteigen. Was ­würden Sie davon halten? 
Dazu kann ich mich nicht äußern. Ich weiß nur, dass Diess und Tesla-Chef Elon Musk befreundet sind. Ich weiß auch, dass Tesla für VW der Ansporn ist. Das Motto ist in etwa: Tesla hat gezeigt, dass E-Mobilität sexy, attraktiv und verkaufbar ist, wir wollen sie für den Massenmarkt bauen. Wettbewerb sieht man positiv, das Rennen läuft.

Für VW, Daimler oder BMW sind gerade die margenstarken SUVs mit hohem Verbrauch sehr wichtig. Diese Fahrzeuge haben doch nichts mit Umweltbewusstsein zu tun, oder?
Ja, das mit den SUVs ist eine Krux. Das stört mich schon lange. Wir haben das öfter diskutiert, haben die Zahlen von VW dazu auch genau angesehen. Ich persönlich bin völlig gegen SUVs. Der Materialverschleiß ist gigantisch. Das illusorische Gefühl der Sicherheit, zum Teil auf Kosten anderer, ist eine Diskriminierung, die denen zugutekommt, die es sich vielleicht leisten können. Aber: Auch SUVs werden elektrifiziert. Material- und Energieverbrauch bleiben dennoch größer. Das sind Nachfragetrends, die man bedingt beeinflussen, aber nicht unbedingt bestimmen kann. Natürlich ist wichtig, dass man genug Gewinn einfährt, sonst kann man in der Branche nicht mithalten. Man muss die Transformation schließlich auch finanzieren können. 

Die CO2-Grenzwerte der EU werden 2021 strenger. Werden sie gerissen, soll es Bußgelder hageln. Steuern die Autokonzerne nicht halb blind darauf zu? 
Nein, das hat bei VW die Alarmglocken klingeln lassen und die Umstellung auf E-Mobilität beschleunigt. Es sind aber noch viele Fragen offen. Wie würde etwa die italienische Regierung auf Bußgelder für Fiat reagieren? Da ist, glaube ich, Europapolitik sehr wichtig, weil es gerade in Spanien und Italien kaum Lademöglichkeiten für E-Autos gibt. Aber ein vielleicht noch wichtigerer Treiber als die EU-Regulierung für die E-Mobilität ist China, das Europa hier voraus ist. Das ist für alle der wichtigste Markt. Es setzt immer mehr Standards, das erzeugt unheimlichen Druck. Hier laufen einige der spannendsten Technologieexperimente, VW ist voll dabei.

Vor 19 Jahren gründeten Sie den UN Global Compact. Was hat sich in Firmen seither bei Nachhaltigkeit getan? 
Es haben sich viele kleine Dinge bewegt, die sich zu großen Veränderungen ­addieren - bei sozialer Verantwortung, Personalmanagement, Umweltfragen, Leitlinien, Korruption und Transparenz. Auch beim Management von Lieferketten sowie Menschenrechtsfragen in der Lieferkette. Die Geschäftsmodelle haben sich fast grundlegend verändert. Zwei Beispiele: Als wir starteten, konnte man in Deutschland noch Schmiergelder von der Steuer absetzen. Heute sind Antikorruption und Transparenz sehr wichtig. Der Siemens-Skandal war ein Katalysator. Umweltfragen ging man bisher nur aus Sicht der Kostenminimierung an, nun wird immer mehr verstanden: Es geht um den Kreislauf der Rohstoffe. Ich muss wertvolle Rohstoffe wie Kobalt nicht immer wieder kaufen, sondern kann sie zu 100 Prozent wiederverwenden. 

Ihre Zwischenbilanz ist positiv?
Ich weiß von immer mehr Firmen, die solche Themen auf Vorstandsebene behandeln, man nimmt sie ernst. Als wir angefangen haben, standen sie noch nicht mal auf der Agenda. Es hat ein fundamentales Umdenken stattgefunden. 

Haben die Unternehmen von selbst erkannt, dass Umweltschutz wichtig ist? 
Nein, das sind die veränderten Rahmenbedingungen. Mit dem technologischen Wandel kommen Transparenz und die Digitalisierung als Element für Effizienzsteigerung und neue Geschäftsmodelle. Umweltfragen sind nicht mehr nur externe Faktoren, es geht jetzt um positive Rückkopplung. Man muss ein völlig neues Verhältnis herstellen. Dazu kommen soziale Fragen, man kann nicht mehr nur von oben kommunizieren, muss etwa auf den Einzelnen mehr zugehen. Das hat die Themen vorangebracht. ESG (Kürzel aus dem Englischen, steht für umweltfreundliche, soziale und nachhaltige Unternehmensführung) ist keine Zugabe mehr, sondern bekommt finanzielle Relevanz. Macht man Fehler, zahlt man einen hohen Preis. Macht man es richtig, ist man im Wettbewerb gut positioniert. 

Eine Analyse Ihres Vermögensverwalters Arabesque sieht die Treibhausgas­emissionen von 80 Prozent der weltgrößten Konzerne bis 2050 nicht im Einklang mit dem Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Temperaturanstieg. Eine magere Bilanz, oder?
Richtig, gerade was den Klimawandel und CO2 betrifft - das ist sehr ernüchternd. Erst mal: Es gibt von etwa 70.000 gelisteten Firmen nur für 2900 einigermaßen verlässliche Daten. Selbst von den 200 größten legt über ein Drittel seine Treibhausgasemissionen nicht vollständig offen. Das ist zum Teil strategisch gewollt, das sind teils Ölfirmen oder andere schmutzige Firmen, aus der Stahlbranche und so weiter, die sich nicht die Blöße geben wollen. Da muss die Gesetzgebung schon ein bisschen nachhelfen. Denn CO2 wird die Währung der Zukunft.

Wie sinnvoll ist denn die CO2-Bepreisung in Deutschland und in der EU? 
Sie sind ein wichtiges Instrument, aber nur eines. Wichtig ist auch die Infrastruktur, es geht im Grunde um Energieproduktion und Elektrifizierung. Auch Landwirtschaft und Gebäude sind wichtige Faktoren. Bei Gebäuden steht Deutschland international sehr gut da. Solche Stärken kommen aber nicht richtig zum Zug, weil die alten Industrien kein Interesse an einem schnellen Wandel haben. Das gilt global. Die fossile ­Industrie ist gewaltig, investiert jährlich Milliarden, damit der Wandel nicht so schnell vorangeht, teils um ihn zu bremsen. Da gilt Schumpeters Denken von Erneuerung und Zerstörung: Die einen wollen das Alte erhalten, es bringt ja noch Geld, die anderen gehen mit den Veränderungen, versuchen Marktanteile zu gewinnen. Wir sind mittendrin.

Wie sehen Sie denn die Rolle der Bewegung, die die 16-jährige Greta Thunberg angestoßen hat? 
Ich persönliche glaube, sie hätte den Friedensnobelpreis verdient gehabt. Phänomenal, wenn eine Schülerin innerhalb eines Jahres eine globale Bewegung auf die Beine stellen kann, die so viel Druck auf Entscheider ausübt. Ich war vor einiger Zeit im deutschen Wirtschaftsministerium, nachdem Schüler protestiert hatten. Sie fragten dort, wie sie damit umgehen sollen, waren völlig verloren. Ich konnte mir ein hämisches Lächeln nicht verkneifen. Mein Rat war: Geht raus, gebt zu, wir haben versagt, das ist objektiv richtig. Wir wollen uns ändern, helft uns. Das hätten sie tun sollen, finde ich. Ich war nach Thunbergs Rede vor der UN-Generalversammlung aber etwas besorgt, sie kam sehr bitter rüber. Ich hoffe nicht, dass sich eine Radikalisierung der Bewegung anbahnt. Bei solchen Massenbewegungen kommen oft Enttäuschung, Frust, Wut und dann Destruktion.

Wer ist Schuld, wenn Klimaziele nicht erreicht werden? 
Das ist eine gesellschaftliche Herausforderung, bei der wirklich jeder eine Verantwortung hat - private, aber auch Regierungen: Die Rahmenbedingungen müssen die Dekarbonisierung unterstützen, nicht blockieren. Es gibt immer noch perverse Subventionen für fossile Brennstoffe, in Deutschland etwa für den Diesel. Die Grundsatzentscheidung für einen CO2-Preis, wenn auch viel zu niedrig, ist zu begrüßen. Ich wünsche mir aber, dass Deutschland und Europa verstehen, dass der Klimawandel keine Kostenfrage ist, die man umverteilen muss, sondern dass man die Chancen für Erneuerung in Industrie und Gesellschaft erkennt. Ich vermisse das horizontale Denken, das Digitalisierung und Dekarbonisierung verknüpft. Ich fürchte, man denkt hier zu getrennt. Sie gehen Hand in Hand. China hat das verstanden, ist sehr progressiv, was Technologie angeht, und sieht die Verknüpfung primär als Wettbewerbsvorteil. 

In der Finanzwelt ist das Thema ESG ja gerade groß im Kommen.
Auch die Finanzwelt hat bisher geschlafen. Den Begriff ESG gibt es schon seit 2004, es hat sich jahrelang nichts getan. Kurzfristig gesehen, lohnt es sich natürlich finanziell immer noch, die Welt zu verbrennen, weil der Markt die Risiken durch den Klimawandel noch nicht richtig berücksichtigt. Teils fehlen noch die Tools dazu, teils auch das Wissen und die Bereitschaft. Die ganze Evaluierung hat noch nicht Schritt gehalten. Aber die Finanzwelt nähert sich jetzt der Realwirtschaft an. Ich bin begeistert, dass sich ESG-Investing und verantwortliches Unternehmertum nun parallel entwickeln, gegenseitig unterstützen. Da entsteht ein völlig neues Marktmomentum. Die Finanzwelt kann dann als positive Kraft des Strukturwandels mitwirken. Sie hat auch keine physischen Vermögenswerte, kann sich viel schneller umstellen als die Realwirtschaft.

Kurzvita

Mobiler Fachmann
Georg Kell hat mehr als ein Vierteljahrhundert für die Vereinten Nationen gearbeitet. 2000 gründete er im Auftrag des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan den UN Global Compact, dessen Exekutivdirektor er lange war. Später war er für die Einführung weiterer bekannter UN-Nachhaltigkeitsinitiativen wie die Principles for Responsible Investments ver­antwortlich. 
Heute ist er Sprecher des VW-Nachhaltigkeitsbeirats und Aufsichtsratschef beim Vermögensverwalter ­Arabesque Partners.

Institutionen

UN Global Compact
Weltweite, freiwillige Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung unter dem Dach der Vereinten Nationen. Gegründet im Jahr 2000, sind heute mehr als 13 000 Firmen und Organisationen dabei.

VW-Nachhaltigkeitsbeirat
Den Beirat hat der Autokonzern im Herbst 2016 ins Leben gerufen. Er soll den Konzern unabhängig und nicht weisungsgebunden zu Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung beraten. 

Arabesque Partners
Deutsch-britischer Vermögensverwalter, der die Performance und die Nachhaltigkeit von ­Unternehmen mithilfe von Big Data und selbstlernenden Quant-Modellen beurteilt.

Beyond Philantrophy: How Big Corporations Deal With The Issue Of Sustainability

Generali.com

Generali.com

“Philanthropy has a role of its own to play, but this should not be a substitute for sustainable practices. For a company the main risk of not being sustainable is erosion of trust and damage to the brand”.

Georg Kell is the founder and former Executive Director of the UN Global Compact. He retired in 2015 after over 25 years of service to the United Nations. In this interview he explains how big corporations deal with the issue of sustainability and why “it has become a necessary precondition for survival and growth”.

The word "sustainability" is the new mantra. Corporate Social Responsibility programs are now integrated into the strategies of big corporations. Is there still a long way to go?

On the one hand, we have seen enormous progress. Twenty years ago, corporations did not bother much about workplace issues in the supply chain, greenhouse gas emissions, or anti-corruption. Today most corporations have policies for these issues in place and they disclose corresponding relevant information. On the other hand, too many corporations are still operating on the exclusive premise of short-term returns, irrespective of the environmental or social impact. And given the imperative to decarbonize economies, clearly progress so far has not been sufficient and much more needs to be done.

 Did large companies understand that sustainability has become convenient for business? 

Sustainability has become a necessary precondition for survival and growth. Many corporations had to learn this the hard way, for example in a crisis situation that's threatened their brand. Others discovered it step by step: good environmental and social stewardship based on values and sound ethics go hand-in-hand with financial success. The business case for sustainability has emerged gradually as the framework conditions for market success have changed over time and continue to do so.

How did these framework conditions changed? 

First, technology and the rise of transparency mean that there is a premium on proactive behaviour and disclosure. Second, natural assets of any kind are bound to appreciate in value over time, thus putting a premium on early and good stewardship. Third, governance changes imply, among others, that responsive behaviour towards stakeholders and people is a winning approach to build trust.

Nowadays what are the main costs of not being sustainable? 

Besides punitive fines which have significantly increased over the past years in many countries, the main risk is erosion of trust and damage to the brand. Just remember the story of Nike and the crisis they faced in the late 90s due to their bad labour practices in the supply chain, BP's deepwater oil spill, the Siemens corruption scandal, and more recently, VW's cheating devices. The interesting point is that crises often offer unique opportunities for corporations to reinvent themselves and to learn from mistakes. Learning the right lessons ultimately means emerging stronger and more future-fit. In all successful learning experiences that emerged out of crises situations, as far as I know, sustainability has been a key factor.

 We can say that big corporations already are beyond philanthropy? 

Not quite yet. There are still some corporations who believe they meet societal expectations through philanthropy, irrespective of how and what they produce. But this kind of thinking is rapidly disappearing and philanthropy itself is increasingly being redefined in alignment with core business activities. And of course, philanthropy has a role of its own to play, but this should not be a substitute for sustainable practices. Regarding ethics, I do believe that questions of "right" and "wrong" will always be at the core of sustainability. As framework conditions change, questions about right and wrong will always be central to decision-making and solution-finding to dilemma situations.

Reputation is the new polar star?

Reputation and purpose, yes. We are moving into a post-industrial era where intangibles increasingly influence evaluation. Much of the metrics we are using today are based on industrial-era scale-and-scope thinking where environmental, social, and governance (ESG) issues were considered externalities and simply didn't show up in accounting records. But today we know that these issues increasingly have material relevance. Indeed, there is now strong empirical evidence that shows an overwhelming correlation between ESG factors and financial success. Since these factors have a direct relationship with reputation and are connected to the purpose of the company, there is now a renewed interest in this new polar star.

 The 17 SDGs of the UN represent a world reference point for big corporations. But being the SDGs so many and so different the risk is that every company can tailor some of them to their needs, each company chooses the most convenient one.

That risk exists when choosing à-la-carte, while ignoring fundamental issues such as human rights and the supply chain, workplace conditions, or reduction of greenhouse gas emissions. But corporations who understand that sustainability is more than public advocacy will use the SDGs not as a substitute for their own sustainability performance but rather as a complement to connect with wider societal and developmental goals. As such, the SDGs are an opportunity to align corporate purpose with broader goals to form partnerships with peers and civil society organizations.

Small and medium-sized enterprises (SMEs) have made their own the 17 SDGS or is there still a long way to go?

Many SMEs have stellar sustainability performance, even if they do not communicate this or report on it. Many owners of SMEs think long-term and act in the best interest of their employees and are conscientious about their role in communities. True, SMEs often lack organizational capacities to codify relevant actions and to communicate them and they often complain that they lack the resources to do so. But in reality, it is not difficult for CEOs of SMEs to reflect on sustainability issues, discuss them with their employees on a regular basis and set ambitious goals. With a bit of pragmatism and good intentions, SMEs can easily find a way to support the SDGs.

 As the founder of the Global Compact, are you optimistic about achieving the objectives of the Agenda 2030?

There is of course always the risk that policy makers will cause misery and it is certainly true that there is a lack of policy leadership in many parts of the world. But there are market-led changes. Entrepreneurship and technology have already brought unprecedented improvements to large number of people on all continents. Never before did we have the means at our disposal to solve almost any challenge, to end poverty, to decarbonize economies, and to create an exciting forms of human creativity. Individual business leaders increasingly stand up and try to move the needle. For example the CEO of Alcantara, Mr. Andrea Boragno, in cooperation with Venice International University, dedicates time and efforts to spread best practices on climate action. What really excites me these days is that finance is at last integrating ESG issues into their analysis and decision-making with new tools based on big data and machine learning, such as Arabesque S-Ray. The alignment of the corporate sustainability movement with sustainable investment promises to greatly accelerate market transformation towards cleaner, smarter, and people-centric solutions and thereby to advance the SDGs.





































































































































































































A Breath of Fresh Air

Nordsip, September 10th, 2018, by Aline Reichenberg Gustafsson, CFA - 

Picture © Maria Mähl, Arabesque

Stockholm (NordSIP) – “Coming to Sweden is like a breath of fresh air,” says Georg Kell, Chairman of Arabesque and co-founder of the UN Global Compact, as we sit down on a bright Stockholm afternoon. “It’s like coming to a sunny island in the middle of a storm. As I travel, I meet autocratic and dictatorial regimes, corruption and crisis across the continents. Here, people do really great work, and they are sincere about it.”

Kell is in an exceptional position to observe the trends and advances of sustainable investment practices across geographies, as he travels the world as an ambassador for Arabesque. He is particularly enthusiastic about the firm’s S-Ray, a tool that allows anyone to monitor the sustainability of approximately 7,000 – and growing – of the world’s largest corporations. “We realised a year ago that the data we have can have a tremendous impact,” says Kell. “We provide access to this data to everyone at a minimal cost (or no cost at all), as we believe that if investors and even corporates embrace big data in the context of sustainable investing, we can accelerate the movement as a whole. The S-Ray is a diagnostic tool but also an entry point into ESG. We are pleased that many large institutions have embraced the tool: State Street, BNY Mellon and GPIF, the world’s largest pension funds, just to mention a few.”

The roll-out of the S-Ray has only started. “The S-Ray technology has an enormous capacity for further development and refinement,” Kell continues. “Right now, we can probably only unlock 10%. Our next step will be to develop theme-specific data and filters to model the Sustainable Development Goals (SDGs). This fall, we will come out with a new climate angle, which will be the first of its kind. Other SDG-related themes like water, women empowerment and children and human rights are getting a lot of attention at the moment, and data quality is improving all the time, even in those areas. With the S-Ray, we try to apply AI-derived mechanisms, such as self-learning, which can help to establish materiality between the different data points for example.”

Kell and Arabesque have found key partners in Sweden from the onset. “Here we have found so many like-minded people with excellent intentions, and having strong partners is really important when it comes to changing habits and doing away with old myths,” emphasises Kell. “The idea that sustainability comes at the expense of return is a myth that still represents a challenge in many places, even if the evidence to the contrary is now overwhelming. The right tools are not always readily available, and the data is fragmented and imperfect. Quantifying the risk and performance related to sustainability remains a challenge, and that one of the reasons the S-Ray is so useful.”


Kell and Arabesque have found key partners in Sweden from the onset. “Here we have found so many like-minded people with excellent intentions, and having strong partners is really important when it comes to changing habits and doing away with old myths,” emphasises Kell. “The idea that sustainability comes at the expense of return is a myth that still represents a challenge in many places, even if the evidence to the contrary is now overwhelming. The right tools are not always readily available, and the data is fragmented and imperfect. Quantifying the risk and performance related to sustainability remains a challenge, and that one of the reasons the S-Ray is so useful.”

In Sweden, a paradigm shift has already taken place. “The first steps into sustainable investing are often defensive. Investors think in terms of exclusions while failing to realise that there are opportunities. But in the meetings we are having now, we see a real shift. The local institutions talk about optimisation rather than exclusion. Swedish institutional investors have managed to keep an open mind about changes, whereas sources of phlegm and inertia can be so frustrating in other countries. Sweden has the potential to become the leading force for sustainable finance. I’ve observed that Swedish actors often under-communicate but outperform. The country already leads in other dimensions. Public policy has focused on the climate for a long time already, and it has driven a tremendous amount of innovation. Corporate disclosure and governance have also been amongst the most advanced in the world. I have been involved in anti-corruption discussions in Brazil, and we were looking at Sweden as the absolute benchmark,” concludes Kell.

In addition to the S-Ray system, Arabesque offers systematic strategies, amongst which one fund in Swedish Kronor, which is not only available to institutions, but also to individual investors on local platforms such as Handelsbanken, Aktieinvest and soon also Avanza and Nordnet. “We are pleased with the performance,” comments Maria Mähl, Head of Nordics at Arabesque.” Arabesque Systematic has returned +10.22% per annum since inception in August 2014, and ranks within the top 5% of its Morningstar peer group. Both Kell and Mähl are excited to see the enthusiasm for the fund in Sweden, but they also see the interest picking up in the US: “The Trump effect has actually strengthened people’s interest in questions of sustainability. We are expanding rapidly over there, and  have ambitious plans,” she adds.


Podcast: The Sustainability Agenda, Episode 51

In this revealing interview, Georg Kell reflects on three decades of sustainability, and highlights some of the most important changes he has seen over this time. He shares his views on the key role of corporates in dealing with the global environmental challenges we are now facing—while recognizing their role in creating these problems. In this interview, Georg focusses on three key forces reshaping markets: technology and automation, the issue of natural boundaries and, finally, changes in governance–and he explores the implications for markets, corporations and sustainability. Georg also discusses the role of finance– which he believes is now overtaking and giving direction to the corporate sustainability agenda. This is an essential interview—a fascinating perspective from a key figure at the heart of the development of today’s sustainability agenda.

Georg Kell: „Die Finanzwelt muss weiter aufholen”

Kai Baum für Verantwortung-magazin.de

Bildquelle: think stock-iStock-Zapp2Photo

MIT BIG DATA UND KÜNSTLICHER INTELLIGENZ MÖCHTE EIN PIONIER DER NACHHALTIGKEITSWELT DEN FINANZSEKTOR REVOLUTIONIEREN

Als Gründer des Global Compacts hat sich Georg Kell an der Finanzbranche lange die Zähne ausgebissen. Was sein Seitenwechsel mit der Datenrevolution zu tun hat, erklärt der Chairman of the Board von Arabesque und Sprecher des Nachhaltigkeitsbeirats von VW im exklusiven VERANTWORTUNG-Interview.

ZUR PERSON:

Georg Kell hat für die Vereinten Nationen das Unternehmensnetzwerk Global Compact (UNGC) aufgebaut. Mit der Teilnahme am UNGC erklärt ein Unternehmen seinen Willen, sich darum zu bemühen, in Zukunft bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. Dazu hat der UNGC seine Grundsätze in zehn Prinzipien gefasst. 2015 erklärte Kell nach 25 Jahren seinen Rückzug aus dem UNGC und schloss sich dem Assetmanagementunternehmen Arabesque an, dessen Chairman of the Board er seit diesem Sommer ist. Kell ist zudem Sprecher des internationalen Nachhaltigkeitsbeirats von Volkswagen (VW), den der Automobilhersteller ein Jahr nach Bekanntwerden des Dieselskandals initiierte.

Herr Kell, den UNGC aufzubauen war im vergangenen Jahrzehnt sicherlich eine der reizvollsten Aufgaben in der Nachhaltigkeitswelt. Welche Ihrer beiden aktuellen Aufgaben ist reizvoller, nachhaltiger Vermögensverwalter oder oberster Nachhaltigkeitsaufseher eines angeschlagenen Weltkonzerns?

Das kann man so nicht gegeneinander aufwiegen. Arabesque ist als nachhaltiger Investor für mich der große Beschleuniger für nachhaltiges Unternehmertum. Die Zukunft der Nachhaltigkeitsbewegung wird ganz maßgeblich davon abhängen, wie sehr die Finanzwelt die Bemühungen der Unternehmen erkennt und honoriert. Ich bin ziemlich optimistisch, dass es durch die Quantifizierung nichtfinanzieller Kennzahlen in den Bereichen Environment, Social und Governance (ESG) immer besser gelingt, den Nachhaltigkeitsansatz im Portfolio zu berücksichtigen. 

Bildquelle: Arabesque


VW-NACHHALTIGKEITSBEIRAT

Der Volkswagenkonzern hat im September 2016 einen internationalen Nachhaltigkeitsbeirat berufen. Die neun Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beraten die Volkswagen AG, den Konzernvorstand und die Konzernmarken bei den Themen nachhaltige Mobilität, Umweltschutz, gesellschaftliche Verantwortung sowie Integrität, Zukunft der Arbeit und Digitalisierung. Sie sollen unabhängig agieren, sind nicht weisungsgebunden und mit weitgehenden Informations-, Konsultations- und Initiativrechten ausgestattet. In der konstituierenden Sitzung im Oktober 2016 wurde Georg Kell zum Sprecher ernannt. Die weiteren Mitglieder sind Professor Ottmar Edenhofer, stellvertretender Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Connie Hedegaard, ehemalige EU-Kommissarin für Klimaschutz, Designforscherin Gesche Joost, Professorin an der Universität der Künste in Berlin, Yves Leterme, ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der OECD und ehemaliger Premierminister von Belgien, Professorin Gertrude Lübbe-Wolff, ehemalige Richterin am Bundesverfassungsgericht, Margo T. Oge, ehemalige Direktorin Transportation Air Quality, US Environmental Protection Agency (EPA), Michael Sommer, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), und Elhadj As Sy, Generalsekretär der Internationalen Rotkreuz-Rothalbmond-Föderation (IFRC). 


Ganz so positiv steht VW nicht da. Die Wolfsburger haben im Dieselskandal viel Geld und Ansehen verloren. Der UNGC hat den öffentlichen Druck ebenfalls erhöht, indem er VW früh nach Bekanntwerden des Skandals ausgelistet hat. Wann kommt es zu einem Ausschluss?

Der UNGC ist eine Lernplattform, die Unternehmen dabei unterstützen soll, ihre nachhaltige Unternehmensführung zu verbessern. Wenn Firmen jedoch grobe Nachlässigkeit oder Fehlverhalten an den Tag legen, liegt die Mitgliedschaft auf Eis, bis der Sachverhalt vollständig aufgeklärt ist. Es war also ein Standardprozess, VW nach Bekanntwerden der Vorfälle auszuschließen. Aus Krisen wie jetzt bei VW geht immer entweder Asche und Zerstörung oder eine völlige Verjüngung und Erneuerung hervor. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen. Firmen lernen auf zweierlei Weise: Entweder sie tun es graduell durch Vernunft in kleinen Schritten, oder sie lernen in Krisensituationen, in denen sie die Richtung wechseln und einen echten Neuanfang machen.

Wie bewerten Sie denn den Erneuerungswillen bei VW im Speziellen und in der deutschen Automobilindustrie im Allgemeinen?

Es steht außer Frage, dass der Erneuerungsprozess jetzt beschleunigt werden muss. Im Fall Volkswagen besteht ganz klar die Notwendigkeit, aus der Krise heraus einen Neuanfang zu gestalten. Dafür muss die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte schnell vorangetrieben werden und das Unternehmen selbst mehr Transparenz einführen. Die deutsche Automobilindustrie läuft Gefahr, den Anschluss an die Zukunft zu verpassen. Was in der Vergangenheit noch funktioniert hat, muss in der Zukunft nicht funktionieren. Auch wenn viele Fragen bei der Elektrifizierung der Mobilitätsbranche noch nicht gelöst sind, wird Deutschland bei diesem Thema sicherlich in Zukunft eine Führungsrolle spielen.

Auf öffentlichen Druck durch Transparenz setzt auch Arabesque mit seinem Tool S-Ray. Kann die Finanzwelt besser für Nachhaltigkeit und Transparenz sorgen als der Gesetzgeber?

Zunächst muss die Finanzwelt selbst aufholen. Lange war sie beim Thema Nachhaltigkeit weit hinter der Realwirtschaft. Als der UNGC 2004 im Bericht „Who Cares Wins“ der Finanzwelt den Terminus ESG näherbringen wollte, haben das nur wenige Finanzleute beachtet. Zwei Jahre später haben wir bei der UN die „Principles for Responsible Investments“ (PRI) gegründet. Das war ein erster Schritt, um der ESG-Integration einen Rahmen zu geben. Aber in der Realität hat sich da immer noch wenig getan. Die großen Asset-Owner hatten weiterhin das Ziel, möglichst viel Gewinn in möglichst kurzer Zeit zu erzielen. 


ARABESQUE

Vergleichbare Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen, dieauf einen Klick abrufbar sind: Das verspricht S-Ray, ein Onlinetool von Arabesque. Das Assetmanagementunternehmen setzt dabei auf Big Data und die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz. Gründer von Arabesque ist der frühere Deutschland-Chef der internationalen Großbank Barclays. Im Aufsichtsrat sitzen der Harvard-Professor und ESG-Spezialist (Environment, Social, Governance) Robert Eccles und Georg Kell. S-Ray wurde entwickelt, um große Mengen an ESG-Informationen in eine einfach zu bedienende, intelligente Anwendungen zu bringen. Die Technologie verarbeitet unzählige Datenpunkte, um Unternehmen auf drei Arten zu bewerten: Der „GC Score“ gibt eine normative Bewertung jedes Unternehmens auf Grundlage der Kernprinzipien des Global Compacts der Vereinten Nationen ab. Der „ESG Score“ bietet eine sektorspezifische Analyse der Leistungsfähigkeit jedes Unternehmens in Bezug auf ESG-Themen. Ein zusätzlicher „Preferences Filter“ dient als Suchwerkzeug, um Geschäftsbeteiligungen von Unternehmen mit den persönlichen Werten des Nutzers abzugleichen. 


Dann kam die Finanzkrise. War die ein Weckruf für die Finanzbranche und der Start für mehr Nachhaltigkeit?

Das war unsere Hoffnung, aber leider ist das nicht eingetreten. Stattdessen hat sich die Finanzwelt auf einen Grabenkrieg mit Regulatoren eingelassen. Erst vor zwei Jahren hat sich die Wahrnehmung geändert. Das war der Zeitpunkt, als Studien unter anderem von Arabesque und der University of Oxford, aber auch von der Deutschen Bank zum ersten Mal nachgewiesen haben, dass Unternehmen, die nachhaltiger agieren, im Durchschnitt auch finanziell besser dastehen.

Hat es nicht auch so lange gedauert, weil die Datengrundlage vorher noch nicht ausreichend war?

Sicherlich mussten die ESG-Daten erst einmal auf Unternehmensseite erhoben und auf Finanzseite ausgewertet werden. Inzwischen gibt es eine enorme Entwicklung der Datenverfügbarkeit. Jedes Jahr verdoppelt sich die Anzahl der Datenpunkte, und ihre Qualität wird immer besser. Natürlich ist die Datenwelt noch immer hoch fragmentiert und inkohärent, ihre Qualität variiert, und es gibt Datenlücken. Das ist für die Vergleichbarkeit schlecht. Aber es ist durchaus möglich, selbst mit diesen fragmentierten Daten gute Prognosen zu erstellen.

Es gab vor Arabesque schon Indizes wie den Dow Jones Sustainability Index oder Nachhaltigkeitsratingagenturen wie Sustainalytics und Oekom Research, die Daten produziert und verknüpft haben. Liegt der Unterschied darin, dass Sie die Daten anders verarbeiten?

Arabesque geht einen Schritt weiter und verbindet Big Data mit künstlicher Intelligenz. Wir filtern auf diese Weise, was relevant ist und was dupliziert ist. Mit Millionen von Rechenanläufen können die Algorithmen den Grad der Robustheit der Daten einschätzen und so eine stärkere Aussagekraft entwickeln. 

Dabei sind Sie aber auf die Rankings und Ratings von anderen angewiesen.

Natürlich sind die Daten der Rankings und Ratings für uns relevant. Wir gehen sogar davon aus, dass Nachhaltigkeitsratings in der gesamten Finanzwelt noch relevanter werden. Für Arabesque ist das wünschenswert. Wir sehen uns als Vorreiter, um Nachhaltigkeit im Mainstream zu etablieren.

Arabesque bezeichnet sich selbst als „Sustainability Quants“. Quants sind in der Finanzbranche diejenigen, die basierend auf mathematischen und statistischen Methoden Finanz- und Risikomanagement betreiben. Dieser Glaube an die Zahlen stößt bei vielen Akteuren in der Nachhaltigkeitswelt allerdings auf Unbehagen. Gibt es noch Berührungsängste oder Vorurteile, die abgebaut werden müssen?

Dieses Unbehagen ist für uns nicht neu. Aber wir nutzen für die Auswertung von Big Data regelbasierte Systeme, in die wir ESG-Informationen integrieren. Wir haben keine einzelnen Analysten, die „Stock-Picking“ (Anm. d. Red.: das gezielte Investieren in einzelne börsennotierte Unternehmen, um eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen) betreiben, weil sie heute das Gefühl haben, dass dieser oder jener Kurs hinauf oder hinunter geht. Wir verlassen uns lieber auf das rationale Verhalten der Algorithmen. 


"Es gibt keinen Ersatz für gute Politik. Die Privatwirtschaft kann und soll nicht die öffentliche Hand vertreten."
Georg Kell


Kaum macht die Finanzwelt sich auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit, ist die Politik unberechenbarer geworden. Hat die Finanzwelt schon genug gelernt, um die Politik in sicheres Fahrwasser zu bringen?

Es gibt keinen Ersatz für gute Politik. Die Privatwirtschaft kann und soll nicht die öffentliche Hand vertreten. Denn die öffentliche Hand ist dazu da, öffentliches Interesse zu vertreten, klare Regeln zu definieren und sich um öffentliche Güter zu kümmern. 

Das heißt aber nicht, dass die Privatwirtschaft nicht auch mehr tun kann und soll. Die gute Nachricht ist, dass viele Firmen beispielsweise in den USA jetzt erst recht in Klimaaktionen investieren und auf Menschenrechte achten. Die Privatwirtschaft kann also durchaus eine positive Rolle spielen. Kein anderer Akteur hat jedoch auch eine so große Verantwortung: Zum einen trägt die Industrie am stärksten zur CO2-Emission bei, und zum anderen hat sie selbst die größten Möglichkeiten, das zu ändern. Die Transformation des Mobilitätssektors ist dafür nur ein Beispiel.

 

 

 

 

Nachhaltigkeitsexperte Georg Kell: "Der Diesel wird noch gebraucht"

Handelsblatt, 24 August 2017

von Susanne Schier

Der Nachhaltigkeitsexperte und frühere Uno-Manager Georg Kell hält nichts davon, die gesamte Autoindustrie zu verdammen. Im Gespräch erklärt er, was für ihn als Investment tabu ist und was er gewissenhaften Anlegern rät.

Frankfurt Georg Kell entschuldigt sich gleich zur Begrüßung, dass ihm möglicherweise nicht mehr alle deutschen Fachbegriffe einfallen werden. Er lebt seit vielen Jahren in den USA und hat dort während seiner Zeit bei den Vereinten Nationen seine Bestimmung gefunden: die Nachhaltigkeit. Inzwischen arbeitet er bei einer Abspaltung der britischen Bank Barclays, der Investmentfirma Arabesque Partners. Während des Gesprächs in den Frankfurter Büroräumen der Anlagegesellschaft springt er munter zwischen Deutsch und English hin und her.

Herr Kell, seit einiger Zeit scheint die Nachhaltigkeit in der Geldanlage immer wichtiger zu werden. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Ich war lange frustriert, dass die Finanzwelt so zögerlich an das Thema Nachhaltigkeit herangegangen ist. Als wir bei den Vereinten Nationen im Jahr 2004 die ESG-Kritierien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung für die Kapitalanlage eingeführt haben, hat uns die Finanzindustrie kaum ernst genommen. Nach der Finanzkrise kämpfte die Branche nur gegen eine zu starke Regulierung. Erst langsam setzt ein Veränderungsprozess ein.

Wie kam es dann dazu, dass Sie nach Ihren Aufgaben bei der UNO zu Arabesque gegangen sind? Als der Gründer und Firmenchef Omar Selim vor zwei Jahren in meinem Büro in New York auftauchte, hielt ich das zunächst für einen Marketinggag. Doch das Konzept von Arabesque, Unternemen auf Basis der Analyse von Nachhaltigkeitsdaten als Investment auszuwählen, hat mich überzeugt.

Qualitativ hochwertige Daten zu bekommen ist doch sicher eine Herausforderung? Das stimmt. Die Daten werden aber immer besser. Das hängt im Wesentlichen mit drei Megatrends zusammen: Erstens führt die Digitalisierung zu einer Transparenz, die es für Firmen heute schwer macht, etwas zu verstecken. Zweitens kennen wir mittlerweile die Grenzen von natürlichen Ressourcen wie Wasser und Luft, wodurch Unternehmen eine höhere Verantwortung für die Umwelt übernehmen müssen. Und drittens verlieren etablierte Institutionen an Glaubwürdigkeit, Verbraucher nutzen Sozial-Media-Kanäle als Informationsquelle - Daten über Unternehmen gibt es also überall.

 

GEORG KELL - ZUR PERSON

Der Nachhaltigkeitsexperte

Georg Kell kam 2015 zu Arabesque Partner, seit Juli 2017 ist der 62-Jährige Verwaltungschef der deutsch-britischen Investmentfirma. Diese trifft Anlageentscheidungen mit Hilfe von Finanzdatenanalysen. Ausgewählt werden nur Firmen, die beim Umweltschutz, im Sozialen und bei der Unternehmensführung vorbildlich sind.

Der Gründungsdirektor

Sind Sie zufrieden, wie sich die Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit entwickeln? Nur wenige Firmen sind top. Dank der Datenanalyse können wir aber ganz gut einschätzen, welche Unternehmen bei Nachhaltigkeitkritierien relativ gesehen gut dastehen. Wer die zehn schwächsten Aktien aus dem Portfolio streicht, hat beste Chancen, dass die anderen Firmen ordentlicher arbeiten. Es ist nachgewiesen, dass die Unternehmen, die sich an ESG-Kritierien halten, langfristig einen größeren Finanzerfolg haben.

Haben Sie ein paar Tipps, welche Firmen oder Branchen bei der Nachhaltigkeit vorne stehen? Waffen, Tabak und Pornografie schließen wir aus. Ansonsten sind wir überzeugt, dass es in jeder Branche Unternehmen gibt, die einen Strukturwandel bewältigen können. Jeder Ölkonzern kann zur Windfirm werden. Statoil und Total etwa entwickeln sich sehr gut weiter. In fast allen Industrien haben die Unternehmen mehrere Sparten. Anleger sollten Firmen herausfiltern, die relativ stark auf der grünen und sozialen Schiene fahren.

Relativ stark bedeutet aber oft noch nicht gut. Trotzdem halte ich von Forderungen nichts, bestimmte Sparten sofort aufzugeben. Das funktioniert nicht, solange andere Länder oder Firmen die Lücke füllen können. Die deutschen Autohersteller brauchen beispielsweise eine schnelle Transformation hin zur Elektromobilität und anderen sauberen Antriebstechniken. Der Diesel wird aber noch eine Weile gebraucht werden.

Die Autokonzerne würden Sie also trotz Dieselskandals insbesondere bei VW, wo Sie im Nachhaltigkeitsbeirat sitzen, nicht aus dem Depot werfen? Zu Volkswagen kann ich nichts sagen. Aber die Industrie insgesamt würde ich nicht ausschließen. Auch hier sollten Anleger auf den relativ Besten schauen - wer die Transformation zu alternativen Antrieben am schnellsten schafft. Den Diesel unmittelbar zu verbannen wäre aber sozialpolitisch und technologisch gesehen Unsinn. Das würde Arbeitsplätze kosten, außerdem wollen die Menschen mobil bleiben. Anleger brauchen jedoch einen längerfristigen Anlagehorizont. Selbst der US-Elektropionier Tesla ist nicht im Massenmarkt angelangt.

Welche Länder zählen zu den Vorreitern? Deutschland steht solide da. Die Deutschen haben ein gutes Verhältnis zur Umwelt, auch auf politischer Ebene wird der Klimaschutz sehr ernst genommen. Hinzu kommt, dass der ehrbare Kaufmann im Mittelstand traditionell eine wichtige Rolle spielt. Daneben sind auch viele skandinavische Firmen stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.

Was halten Sie von den USA? Da kommen gemischte Gefühle auf. Es gibt extrem innovative Unternehmen wie Tesla, aber auch Firmen, die sich stark an der Vergangenheit orientieren - etwa die Kohleindustrie. Die Polarisierung durch die aktuelle US-Regierung führt zu gewissen Rückschritten bei Umwelt- und Klimaschutz. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass global integrierte Firmen nachträglicher sind als Unternehmen, die sich auf einen Markt konzentrieren.

Warum? In vielen Ländern halten sich aktive Unternehmen meist konzernweit an die Vorschriften des Landes mit den strengsten Auflagen.

Bislang haben vor allem institutionelle Investoren die Nachhaltigkeit für sich entdeckt. Wie sieht es bei Privatanlegern aus? Investoren wenden sich dem nachhaltigen Investieren immer stärker zu, weil sich die Überzeugung durchsetzt, dass man damit eine bessere Performance erzielen kann. Nicht nur deshalb gibt es eine große Nachfrage von privater Seite. Vor allem Family Offices aus den USA fordern, dass mit ihrem Geld etwas passiert, was Sinn macht. Diese Entwicklung wird weitergehen.

Herr Kell, vielen Dank für das Interview.

“착한 기업이 세상 바꾸며 번영 이어가”

Sisa Magazine, South Korea

게오르그 켈(Georg Kell) 전(前) 유엔 글로벌콤팩트 사무총장은 세계 최초로 ESG(환경·사회책임·기업지배구조) 퀀트펀드를 개발한 금융회사의 경영진으로 잘 알려졌지만, ‘지속가능 발전(Sustainable Development) 전도사’로 더 유명하다. 매번 세계은행 총재 물망에 오르고 있는 제프리 삭스 미 컬럼비아대 교수와 함께 전 세계를 돌며 지속가능 발전을 주문하고 있는 켈 전 사무총장은 “착한 기업이 세상을 바꾸며, 오랜 번영을 이어갈 수 있다”고 주장한다. 그가 만든 유엔 글로벌콤팩트는 기업·유엔 산하기구·시민단체들이 참여한 국제기구다. 반기문 전 유엔 사무총장도 재직 시절 이 단체 활동을 역점 사업으로 추진했다. 실제로 켈 전 사무총장은 세계적인 기업윤리연구소 ‘에티스피어(Ethisphere Institute)’에서 실시하는 ‘윤리경영계 가장 영향력 있는 100인’에 2011년부터 매년 뽑히고 있다. 퇴임 후 금융사 아라베스크 파트너스 부회장으로 자리를 옮긴 켈 전 사무총장은 시사저널과의 인터뷰에서 “좋은 기업(Good Company)이란 구성원·고객들의 만족도가 높은 기업을 의미하며, 이들 회사는 실제로도 많은 이익을 거두고 있다”고 강조했다.

Nachhaltige Entwicklung: Die Wirtschaft hat eine wichtige Rolle

Commerzbank Magazin zur unternehmerischen Verantwortung 2017

Kapitel Nachhaltige Entwicklung, Seite 10/11: Interview Georg Kell

 

„Die Privatwirtschaft hat eine wichtige Rolle“

Mit den 2016 beschlossenen Sustainable Development Goals (SDGs) wollen die Vereinten Nationen neuen Schwung in die internationalen Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung bringen. Nachhaltigkeitsexperte Georg Kell erklärt im Interview, wie der Beitrag der Finanzwirtschaft zu den SDGs aussehen kann.

Die Sustainable Development Goals wenden sich in erster Linie an Staaten, weniger an Unternehmen. Was kann die Wirtschaft dazu beitragen, dass die SDGs umgesetzt werden?

Georg Kell: Natürlich muss sich die Staatengemeinschaft über die großen Ziele einig sein, aber die Privatwirtschaft war von Anfang an eine treibende Kraft bei der Entwicklung der SDGs. Schließlich geht es um Grundwerte wie Offenheit und Respekt und wie auf dieser Basis Handel, Investitionen und der freie Informationsaustausch ermöglicht werden können. Angesichts einiger dunkler politischer Wolken am Horizont haben Unternehmen jetzt sogar eine besonders wichtige Rolle. Wir brauchen Regelwerke, mit denen Märkte gedeihen können, ob das nun den Klimawandel betrifft oder die Wassernutzung – überall sind die SDGs ein Motivationsfaktor für die gemeinsame Suche nach Lösungen.

Wie sehen Sie die Rolle und die Verantwortung der Finanzwirtschaft?

Kell: Nach Jahren der Skepsis kann man seit zwei, drei Jahren sehen, dass die Finanzwelt bewusster mit dem Thema Nachhaltigkeit umgeht. Einige Finanzunternehmen sind sogar auf die Überholspur gewechselt oder sind dabei, dies zu tun. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren Themen der Nachhaltigkeit aus Sicht von Banken sehr abstrakt und eher moralisch motiviert. Jetzt aber, wo Nachhaltigkeitsinformationen immer besser quantifizierbar sind, erkennt die Finanzwelt zunehmend, dass Nachhaltigkeit durchaus ein wichtiges Thema mit Wachstums-Opportunitäten ist. Die Messbarkeit von nichtfinanziellen Größen in der Bewertung von Chancen und Risiken kann diese Bewegung jetzt kräftig voranbringen. So können Kapitalströme immer mehr in jene Bereiche geleitet werden, die der Nachhaltigkeit nützen.

Was hat diese Bewegung ausgelöst?

Ich erkenne drei große Megatrends. Der erste ist Information und Transparenz, mit denen wir heute, zum Beispiel im Bereich Wasserwirtschaft, den wirtschaftlichen Nutzen von nachhaltigem Verhalten nachweisen können. Der zweite ist, dass sich die gesellschaftlichen Einstellungen zur Nutzung natürlicher Ressourcen in den letzten zehn bis 15 Jahren dramatisch verändert haben. Öffentliche Güter wie Luft und Wasser werden heute als wertvoll erkannt. Der Zusammenhang von sauberem Wasser und Luftqualität mit Themen der Gesundheit und Lebensqualität wird immer offensichtlicher. Drittens geht es auch um die Veränderungen, denen viele Märkte und Gesellschaften unterliegen. Konsumenten verändern sich und fordern mehr Kundennähe und Entscheidungsmöglichkeiten für Individuen. Dabei geht es auch um Fragen der Nachhaltigkeit, weil sie dem Lebensgefühl und der Wertschätzung vieler Menschen entgegenkommen.

Welche der 17 SDGs sind für die Finanzwelt besonders relevant?

Kell: Große Themen für die Finanzbranche sind insbesondere Energie, Städte, Infrastruktur, Klimawandel. Hier geschieht schon viel, aber hier wird auch weiterhin viel Finanzierungsbedarf bestehen, um neue Lösungen anzuwenden.

Können die Ziele nicht auch in den Unternehmen selbst umgesetzt werden?

Kell: Absolut. Die SDGs stellen zunächst einmal eine gemeinsame Roadmap dar, eine Blaupause für die positive Entwicklung der Menschheit. Viele Ziele eignen sich sehr gut für die firmeninterne Ebene. Das sollten sich Unternehmen ganz genau anschauen und dann die Ziele identifizieren, mit denen ein Unternehmen die größte Wirkung erzielen kann oder die gut zum Geschäftsmodell passen. Bildung oder Geschlechtergleichstellung sind zum Beispiel wichtige Themen, bei denen sich jedes Unternehmen verbessern kann.

Sehen Sie bestimmte bankenspezifische Instrumente, um Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben?

Kell: Ich glaube, es gibt zwei große Trends auf diesem Gebiet. Der eine ist eine thematische Orientierung, konkret: die Impact-Investment-Bewegung. Hier müssen Kredite oder Investments einen nachweislichen sozialen oder ökologischen Nutzen haben. In diesem Bereich tut sich im Moment sehr viel. Der andere ist die systematische Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien in alle Investitionsentscheidungen eines Finanzinstituts. Diese Integrationsbewegung ist schon sehr weit vorangeschritten und steht meines Erachtens kurz vor dem Durchbruch. Und beide Bewegungen sind komplementär. Die erste ist projekt- oder themenspezifisch, die zweite ist systemisch und zielt darauf ab, Märkte insgesamt positiv zu beeinflussen.

Wie beurteilen Sie die Leistung deutscher Unternehmen?

Kell: Die eigentliche Stärke Deutschlands, was Nachhaltigkeitsfragen betrifft, liegt im Ingenieurswesen. Das ist eine nationalökonomische Stärke im globalen Wettbewerb, die Deutschland mit seinen vielen mittelständischen Betrieben auch auszunutzen weiß. Viele davon haben durchaus verstanden, dass Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsvorteil ist. Trends in der Wirtschaft, wie die Kreislaufwirtschaft oder die zunehmende Dezentralisierung der Energieversorgung, sind phänomenal. Diese Stärken kann auch die Finanzwelt unterstützen. Ich sehe darin eine große Gelegenheit, wieder Vertrauen aufzubauen und wirtschaftlich Fuß zu fassen. Dabei sollte man sich auf die ursprünglichen Stärken zurückbesinnen, denn der Standort Deutschland ist goldrichtig aufgestellt.

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Georg Kell war Mitgründer und von 2000 bis 2014 Exekutivdirektor des Global Compact, dem Unternehmensnetzwerk der Vereinten Nationen. Seit Anfang 2015 ist er Vice Chairman der deutsch-britischen Investmentgesellschaft Arabesque Partners, die sich mit einem eigenen Research-Ansatz auf nachhaltiges Investment spezialisiert hat.

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